4 Fragen an Lee Howell, Geschäftsführer des Villars Institute

4 Fragen an Lee Howell, Geschäftsführer des Villars Institute

Nach mehr als einem Jahrzehnt der einflussreichen Organisation der Jahrestagung des Weltwirtschaftsforums in Davos, Schweiz, begibt sich Lee Howell als Geschäftsführer des Villars Institute auf ein spannendes Abenteuer. Lee ist Amerikaner, in Japan geboren und aufgewachsen und hat eine herausragende internationale Karriere, die Regierungsbeziehungen und öffentlich-private Partnerschaften sowie akademische Lehre und Forschung umfasst.

Er beginnt nun ein neues Kapitel und folgt seiner Leidenschaft, junge Menschen in die Lage zu versetzen, globale Herausforderungen anzugehen und Veränderungen in ihren lokalen Communities zu bewirken. Wir haben uns mit Lee getroffen, um mehr darüber zu erfahren, wie das Villars Institute die Kraft der generationenübergreifenden Zusammenarbeit im Rennen um eine Netto-Null-Welt nutzen wird.

Was will das Villars Institute erreichen?

Das Institut zielt darauf ab, den Übergang zu einer Netto-Null-Wirtschaft zu beschleunigen und die Gesundheit des Planeten zu verbessern, weil wir das eine ohne das andere nicht erreichen können. Die Erreichung dieser beiden Ziele hängt jedoch von drei Dingen ab, die auch Kernpfeiler des Villars Institute sind. Erstens brauchen wir mehr generationenübergreifende Zusammenarbeit. Das bedeutet, die Kreativität talentierter Jugendlicher mit dem Wissen erfahrener Profis zu verbinden. Zweitens brauchen wir Lösungen, die Innovationen aus den Natur-, Sozial- und Gesundheitswissenschaften integrieren. Akademiker:innen nennen dies transdisziplinäre Zusammenarbeit. Beide Formen der Zusammenarbeit sind schwierig, weil die Tendenz, sein Wissen für sich zu behalten, uns davon abhält, neues Wissen zu teilen. Deshalb ist die dritte Säule „Systemführerschaft“. Systemführerschaft ist die Art und Weise, wie wir große, komplexe Probleme lösen, wenn niemand eindeutig dazu befugt ist, aber immer noch die Möglichkeit für kollektives Handeln besteht.

Wie ist das Institut entstanden?

Es entstand vor allem, weil Villars-sur-Ollon ein besonderer Ort in den Herzen und Köpfen vieler bleibt, die Zeit in diesem Schweizer Alpendorf verbracht haben. Und es hat eine lange Geschichte der interkulturellen Bildung durch seine internationalen Internate. Die Menschen hier sind auch sehr besorgt über globale Themen wie den Klimawandel, da die Genferseeregion die größte Anzahl von internationalen Organisationen in der Welt beherbergt. Vor allem aber entstand das Institut als Idee von Marco Dunand, einem der Gründer des Villars Alpine Resorts. Er und sein Geschäftspartner Jérome de Meyer teilten die Vision, etwas Einzigartiges in Villars zu bauen. Keiner der beiden ist Hotelier. Als Unternehmer waren sie bereit, zu experimentieren und etwas zu schaffen, das kein traditionelles Berghotel ist, sondern eine Bildungsplattform, die Gastfreundschaft, Lernen und Nachhaltigkeit kombiniert. Und wie die meisten erfolgreichen Unternehmer:innen suchte Marco Rat von anderen, und in diesem Fall von einer vertrauenswürdigen Expertengruppe, die auch seine tiefe Wertschätzung für Villars teilte. Seine ursprüngliche Idee entwickelte sich dann zu einer neuen gemeinnützigen Stiftung, dem Villars Institute, das völlig unabhängig vom Villars Alpine Resort sein sollte. Und die Mitglieder dieser Expertengruppe sollten später zusammen den Verwaltungsrat des Instituts bilden.

Das Institut ist auf Zusammenarbeit aufgebaut. Wer sind die verschiedenen Gruppen, die Sie zusammenbringen möchten?

Wie ich bereits erwähnt habe, muss die Zusammenarbeit generationenübergreifend und transdisziplinär sein, um ernsthafte Auswirkungen zu haben. Und so haben wir uns zuerst an Sekundarschulen, Universitäten, Institute und andere Stiftungen gewandt, von denen wir glaubten, dass sie sich zutiefst für die Bekämpfung des Klimawandels, der biologischen Vielfalt und der nachhaltigen Entwicklung einsetzen. Ich muss zugeben, dass wir die überwältigende positive Resonanz von Organisationen aus der ganzen Schweiz sowie aus so weit entfernten Orten wie Hawaii in den Vereinigten Staaten und Singapur in Asien nicht erwartet haben. Es zeigt, dass das Villars Institute nicht nur ein inspirierender Ort in den Schweizer Alpen ist, sondern auch eine zukünftige Plattform für systemischen Wandel.

Die Haupttätigkeit des Instituts besteht darin, Communities von Change-Makern aufzubauen. Die erste ist die Villars Fellows Community. Fellows sind lösungsorientiert, zwischen 13 und 19 Jahren alt und haben das Potenzial, zukünftige Systemführer:innen zu sein. Sie werden jedes Jahr von Bildungs-, Philanthropie- und Führungsorganisationen aus der ganzen Welt nominiert. Und die zweite ist die Villars Councils Community. Sie besteht aus Expert:innen, die bereit sind, disziplinübergreifend an einem systemischen Wandel in den Bereichen Energiewende, naturbasierte Lösungen und aufstrebende Technologien zu arbeiten.

Was haben Sie für das kommende Jahr geplant?

Das Villars Institut will eine Plattform für systemischen Wandel und ein Ort für generationenübergreifende Zusammenarbeit sein. Es wird auch kulturelle, pädagogische und wissenschaftliche Inhalte online kuratieren. Sowohl die Villars Fellows als auch die Villars Councils werden auf unserer digitalen Plattform aktiv sein, aber beide Communities werden dieses Jahr auch die Möglichkeit haben, sich persönlich in Villars zu versammeln, da die COVID-Beschränkungen weltweit abnehmen. Wir haben uns gefreut, das erste Villars Symposium vom 21. bis 24. Juni 2022 auszurichten und freuen uns auf die Ausgabe 2023 (27. - 30. Juni 2023). Das Symposium bringt die Partner und führenden Expert:innen des Instituts mit den Villars Fellows zusammen. Diese Dynamik übertragen wir dann auf den Villars Summit, der im März 2023 stattfindet. Der Gipfel wird die Villars Councils und andere eingeladene Organisationen einberufen, um Strategien für den systemischen Wandel zu entwickeln und die Agenda zukünftiger internationaler Treffen zu Klima, Biodiversität, Ernährung und Wasser zu gestalten.

Ich möchte noch eine weitere inspirierende Veranstaltung erwähnen, die wir diesen Sommer organisieren. Die Villars Music Academy bietet interdisziplinäre Kurse für ausgewählte junge Musiktalente an. Die einwöchige Akademie umfasst Meisterkurse von Musikern der Berliner Philharmoniker, aber auch Seminare zu Führung, Wellness und anderen Themen rund um die persönliche Entwicklung. Das kommende Jahr dürfte also für Villars-sur-Ollon spannend und für das Villars Institute voll ausgefüllt sein.

Die Meinungen, die in diesem Artikel ausgedrückt werden, sind die des Autor:in allein und nicht des Villars-Institute. Aktualisiert am 8. August 2022.